Schutz von Biodiversität
Mit der Bewirtschaftung eines umfangreichen Immobilienbestands nehmen wir Einfluss auf das lokale Klima bzw. das ökologische Umfeld unserer Quartiere. Diese befinden sich in urbanen Räumen. Hier ist der Wert von Grünflächen oder Bäumen besonders hoch. Und darin liegt großes Potenzial für nachhaltiges Handeln. Dieses Potenzial wollen wir – auch im Sinne der Lebensqualität unserer Mieterinnen und Mieter – heben.
Heute befinden sich in unserem Bestand rund 18,4 Mio. m² Grünflächen, über 337 km Hecke und ca. 211.000 Bäume. Die damit verbundenen Aufgaben übernehmen unser Wohnumfeld Service sowie ausgewählte Partnerunternehmen. Unser Wohnumfeld Service, der sich auf die deutschen Bestände konzentriert, beschäftigt rund 1.300 Personen. Er übernimmt die klassische Freiflächenpflege, die Instandhaltung und setzt auch größere Garten- und Landschaftsbauprojekte um.
Die natürlichen Umweltbedingungen verändern sich: Hitzeperioden, Temperaturanstieg, Stürme und Starkregen führen immer häufiger zu Vegetationsschäden und Ausfällen in der Infrastruktur. Monokulturbewirtschaftung und Bodenversiegelung leisten dieser Entwicklung Vorschub. Die Folge: Die Artenvielfalt nimmt ab, genauso wie die Aufenthaltsqualität im Quartier.
Wir verstehen es daher als unsere Aufgabe, in unseren Quartieren die Aufenthaltsqualität im Wohnumfeld mit ökologischem Gleichgewicht zu verbinden. Dazu gestalten wir unsere Quartiere in Bezug auf klimatische Negativeinflüsse so resilient wie möglich. Bei jeder unserer Maßnahmen wollen wir ein ausgewogenes Verhältnis finden zwischen einer ökologisch wertvollen, für die Quartiersqualität förderlichen und ökonomisch sinnvollen Lösung.
Unser Versprechen:
1. Flächenversiegelung minimieren!
- keine Flächenversiegelung in geschützten Gebieten bzw. Gebieten mit hohem Biodiversitätswert
- bevorzugte Bebauung von Brachflächen (brownfields) anstatt neuer Gebietserschließungen (greenfield)
- Reduzierung der Verwendung von Beton im Freiflächenbereich auf das Nötigste sowie mit dem Ziel der CO2-Neutralität des verwendeten Betons
- Einsatz von Versickerungspflaster bei allen neu angelegten Stellplätzen
2. Artenvielfalt erhalten und fördern!
- Lokale Risikobewertung über Arten- und Baumschutzgutachten vor jeder Baumaßnahme
- Schaffung von Lebensräumen für Tiere im urbanen Raum
3. Baumbestand sichern und schützen!
- Nutzung von Totholz für die Habitatgestaltung
- Ausgleichs- und Ersatzpflanzungen bei Baumentnahmen
- Einsatz klimaresilienter Gehölze
Datenerhebung und Antizipation
In der frühen Phase von Bauprojekten nehmen wir eine Risikobewertung vor. Auch hier hat die Biodiversität ihren Platz. So führen wir vor jedem neuen Bauvorhaben Bestandsanalysen und Artenschutzgutachten für Flora und Fauna durch. Alle vorhandenen Pflanzen- und Tierarten werden erfasst, um im weiteren Prozess sicherzustellen, dass sie erhalten und geschützt werden. Über Baumgutachten ermitteln wir zudem die Gesundheit und den Schutzwert des Baumbestands.
Wir verstehen uns als grünes Wohnungsunternehmen. Wir wollen Umwelt und Klima möglichst wenig belasten und einen zusätzlichen Mehrwert für deren Schutz und Gleichgewicht leisten. Dafür planen wir vorausschauend und haben bereits Aspekte wie die Pflege und mögliche zukünftige Veränderungen der klimatischen Bedingungen im Blick.
Baukastensystem für die ökologische Quartiersgestaltung
Mit unserer dezentralen Organisationsstruktur stellen wir uns individuell auf die lokalen Anforderungen ein. Gleichzeitig arbeiten wir mit standardisierten und qualitativ abgesicherten Prozessen. Diese haben wir in einem Produkthandbuch dokumentiert. Das Handbuch enthält auch ein Baukastensystem für die ökologische Quartiersgestaltung. Es gibt den Rahmen vor, innerhalb dessen baulich-gestalterische Maßnahmen in den Quartieren umgesetzt werden.
Im Produkthandbuch finden sich beispielsweise 22 gebietsspezifische Saatgutmischungen für Wildblumenwiesen, klimaresistente Gehölze (z. B. Feld-Ahorn, Hainbuche oder Baum-Hasel), Versickerungspflaster für Wege und Parkplätze oder verschiedene Rigolensysteme für das Wassermanagement. Für unsere Spielgeräte sowie die Insektenhabitate nutzen wir ausschließlich FSC-zertifiziertes Holz. Dabei binden wir das Know-how unserer Produktlieferanten mit ein und nutzen von diesen jeweils die Informationen über den CO2-Fußabdruck sowie die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte, um diese in unser Building Information Modeling (BIM) der Freiflächengestaltung zu integrieren.
Der Aufnahme einer Maßnahme in unser Baukastensystem für die ökologische Quartiersgestaltung voraus geht ein qualitativer Entwicklungsprozess unter Einbindung der Experten des Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), dem größten deutschen Fachverband für Biodiversitätsfragen. Gemeinsam erproben wir in zahlreichen Projekten z. B. verschiedene Habitattypen und Nistkästen für Insekten, Fledermäuse oder gefährdete Vogelarten (wie den Mauersegler) oder die Vitalisierung von Lebensräumen in Wasser speichernden Versickerungsmulden. In unserem Pilotquartier in Bochum-Weitmar haben wir nach drei Jahren gemeinsamer Entwicklungs- und Erprobungsarbeit die für die Wohnungswirtschaft maximal umsetzbare Anzahl an Habitaten erreicht. Wir werden dieses Quartier sich nun drei bis vier Jahren entwickeln lassen, um dann eine erneute Bestandsaufnahme von Flora und Fauna vorzunehmen.
Daneben berücksichtigen wir die Quartierskriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) für Biodiversität (ENV2.4) und Wasserkreislaufsysteme (ENV2.2), deren Standards wir in zahlreichen Quartieren bereits erfüllen.
Um das ökologische Bewusstsein zu fördern, beziehen wir unsere Mieter und Mitarbeitende mit ein, beispielsweise bei der Gestaltung naturnaher Gemeinschaftsflächen und durch die Anlage von Gemeinschaftsgärten. Wir nutzen dabei auch die Gestaltungsvorschläge und Impulse unserer Mieterschaft. Seit 2020 arbeiten wir mit dem gemeinnützigen Verein Acker e. V. zusammen. Wir unterstützen das Projekt „Gemüseackerdemie“, bei dem in Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Grundschulen Freiflächen für die Bewirtschaftung mit Obst und Gemüse genutzt werden. Kinder lernen so spielerisch den Umgang mit Pflanzen. Über weitere Projekte wie das „Bohnenabenteuer“ oder „Ackerhelden“ leisten wir weitere Sensibilisierungsarbeit für das Thema Biodiversität in unseren Quartieren. Entsprechende Beiträge bauen wir auch regelmäßig in unser Kundenmagazin „zuhause“ ein. An unserem Unternehmenssitz in Bochum haben wir mit Unterstützung des NABU einen ökologischen Lehrpfad eingerichtet, mit dem wir den Mitarbeitenden, aber auch interessierten Besuchern zeigen, welche ökologischen Maßnahmen wir im direkten Wohnumfeld umsetzen.