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Österreich

Die österreichische Wirtschaft wuchs 2021 mit einer BIP-Zunahme von voraussichtlich 4,1 % kräftig, auch wenn neuerliche behördliche Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, anhaltende Lieferengpässe und hohe Rohstoffpreise die Erholung zum Jahresende dämpften. Zu Jahresbeginn 2022 bestimmen noch die negativen Effekte der vierten Corona-Welle auf den Tourismus und die globalen Lieferengpässe die österreichische Konjunktur. Mit deren Auslaufen wird sich die Wirtschaft wieder rasch erholen und im Jahr 2022 nach Berechnungen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) um 5,2 % wachsen.

Gestützt von der internationalen Industriekonjunktur und den Fördermaßnahmen der Regierung legten die Anlageinvestitionen laut dem Institut für Höhere Studien (IHS) mit 6,4 % im Jahr 2021 kräftig zu, was vor allem auf die Expansion in Ausrüstungen (7,3 %) und Bauten (5,5 %) zurückzuführen ist. Die Exportwirtschaft profitierte von der spürbaren Erholung der Weltwirtschaft und die heimischen Exportmärkte haben voraussichtlich um knapp 9 % im Jahr 2021 zugelegt. Mit der Belebung der Inlandsnachfrage und der starken Exporttätigkeit hat die Importnachfrage im Jahr 2021 einen Zuwachs von voraussichtlich 10,4 % verzeichnet. Der private Konsum hat im vergangenen Jahr mit voraussichtlich 3,2 % wieder spürbar zugelegt, wurde jedoch von den erneuten Eindämmungsmaßnahmen im Zuge der hohen Infektionszahlen gedämpft.

Die Impulse für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden vor allem vom privaten Konsum kommen, gestützt von Nachholeffekten, der guten Beschäftigungsentwicklung und der sinkenden Sparquote. Damit werden jene Bereiche kräftig wachsen, die 2021 von den behördlichen Einschränkungen betroffen waren, insbesondere der Handel, die Beherbergung und Gastronomie sowie andere konsumnahe Dienstleistungen. Mit der Auflösung der Lieferprobleme wird sich auch die Investitionstätigkeit wieder verstärken und gestützt auf die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen der österreichischen Wirtschaft vor allem 2023 Schwung geben. Nach zwei Jahren mit negativen Wachstumsbeiträgen erwartet die Bank Austria ab 2022 wieder einen positiven Akzent vom Außenhandel, insbesondere durch die Dienstleistungsexporte im Zuge der Belebung des Tourismus.

Die wirtschaftliche Erholung hat zu einer raschen Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt geführt und die Arbeitslosenquote ist im Jahr 2021 um 1,8 Prozentpunkte auf durchschnittlich 8,1 % gesunken. Die Arbeitslosigkeit ist am Bau, in der Industrie und bei den Nichtmarktdienstleistungen sogar bereits geringer als vor dem Ausbruch der Pandemie. Das WIFO rechnet mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote auf 7,2 % im Jahr 2022.

Die Inflation hat sich energiepreisbedingt und aufgrund der globalen Lieferengpässe im Jahr 2021 deutlich beschleunigt und die HVPI-Inflationsrate liegt voraussichtlich bei 2,7 %. Im Jahr 2022 werden die Weitergabe der gestiegenen Großhandelspreise von Gas und Strom auf die Endverbraucher, die Einführung der CO₂-Steuer per 1. Juli sowie Teuerungen bei nichtenergetischen Rohstoffen laut Prognose der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zu einem weiteren Anstieg auf 3,2 % führen.

Neben den internationalen Konjunkturrisiken wie neuen Infektionswellen, länger andauernden Verwerfungen in den globalen Lieferketten, höheren Inflationserwartungen oder eine Belastung von Chinas Wirtschaftsaktivität aufgrund einer Immobilienkrise sind die heimischen Risiken ebenfalls weitestgehend pandemiebedingt.

Das Immobilienjahr 2021 in Österreich war geprägt von starkem Investitionsdruck und hoher Nachfrage nach Wohnungen, Einfamilienhäusern und Grundstücken. Entsprechend setzte sich der Trend zu deutlich steigenden Immobilienpreisen weiter fort. Die Werte des aktuellen Wohnimmobilienpreisindex der OeNB auf Basis neuer und gebrauchter Eigentumswohnungen sowie Einfamilienhäuser in Österreich zeigen für das 3. Quartal 2021 einen Anstieg von 10,4 % gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zum 1. Quartal 2021 schwächte sich die Preisdynamik jedoch im 2. und 3. Quartal 2021 etwas ab. In Wien stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahresquartal um 10,2 %. Im übrigen Bundesgebiet lag die Preisentwicklung im gleichen Zeitraum bei 10,6 %. Die Abweichung der Preisentwicklung bei Wohnimmobilien von der Entwicklung der im Fundamentalpreisindikator der OeNB enthaltenen Faktoren hat sich weiter beschleunigt, was auf eine zunehmende Überhitzung des Wohnimmobilienmarktes hindeutet. Die Wohnungsmieten stiegen laut VPI von Statistik Austria in Österreich im Jahresvergleich 2021 um 2,0 % gegenüber dem Vorjahr, allerdings waren nach Steigerungen zu Jahresbeginn im weiteren Jahresverlauf Dämpfer zu verzeichnen.

Landesweit erwarten die Experten des Immobiliendienstleisters RE/MAX für 2022 ein grundsätzlich positives Immobilienjahr. Die Nachfrage nach Immobilien dürfte stärker steigen als das Angebot. Im Ergebnis dürften sowohl die Kaufpreise für Wohnimmobilien (spürbar) als auch neue, frei vereinbare Mietabschlüsse (unterhalb Inflationsrate) steigen. Auf den großstädtischen Wohnungsmärkten zeichnen sich laut Immobiliendienstleister EHL für 2022 einige neue Trends ab. So werden im Mietbereich wieder mehr Drei- oder Vierzimmerwohnungen gesucht, nicht zuletzt, weil die Coronakrise mit Homeoffice und Homeschooling den Bedarf nach zumindest einem zusätzlichen Zimmer verstärkt. Allerdings wird dabei besonderer Wert auf effiziente Grundrisse gelegt, um dies auf möglichst kleiner Fläche zu erreichen. Bei anziehender Nachfrage und knappem Angebot dürften laut RE/MAX auch die Preise für Stadt- und Zinshäuser in Österreich 2022 steigen.

Österreichs Bevölkerung wächst und die positive Entwicklung wird voraussichtlich weiter anhalten. Laut aktueller Bevölkerungsprognose von Statistik Austria wird die Bevölkerung Österreichs von 8,9 Mio. (2020) bis 2040 um voraussichtlich 6 % auf rd. 9,5 Mio. Personen steigen. Der erwartete Bevölkerungszuwachs ist ausschließlich auf Wanderungsgewinne zurückzuführen. Nach Angaben der Bank Austria hat der Wohnungsbau in Österreich in den letzten Jahren dem stark gestiegenen Bedarf an Wohnraum weitgehend Rechnung getragen. Nach dem Neubaurekord 2019 mit 78.000 fertiggestellten Wohnungen hat sich die Bauleistung 2020 (rund 73.000 Wohnungen) etwas abgekühlt und dürfte im Jahr 2021 das Vorjahresniveau erreicht bzw. leicht zulegt haben. Zwar schätzt die OeNB für 2021 ein kumuliertes Überangebot von knapp 40.000 Wohneinheiten, für manche Regionen bzw. Marktsegmente herrscht jedoch noch immer ein Wohnungsmangel. Laut Bank Austria dürften vor allem im Bereich günstiger Mietwohnungen in den Ballungszentren Lücken bestehen. Die Bauwirtschaft ist derzeit mit Lieferengpässen und starken Preisanstiegen bei Baumaterialien konfrontiert, Baupreise und Baukosten steigen spürbar.

Am österreichischen Immobilieninvestmentmarkt wurden laut Angaben von EHL im Jahr 2021 Immobilien im Wert von 4,55 Mrd. € gehandelt, ein Plus von 30 % gegenüber dem Vorjahr. Gemessen am Umsatz bildeten Wohnimmobilien mit einem Anteil von ca. 35 % das größte Segment. Die EHL-Experten erwarten einen sehr aktiven Start in das 1. Quartal 2022.