Nachhaltigkeitsrisiken
Neben den genannten gelben Risiken berichtet Vonovia auch über ausgewählte grüne Risiken mit explizitem Nachhaltigkeitsbezug, um der wachsenden Bedeutung dieser Risikobetrachtung Raum zu geben:
Risiken aus dem Bereich Umwelt (Environment)
Die Berücksichtigung von Klimaaspekten spielt – analog zum wachsenden Stellenwert in der Gesellschaft – im Geschäftsmodell und in der Strategie von Vonovia eine immer größere Rolle. Daraus resultierende transitorische Klimarisiken beschreiben die Auswirkungen, die aufgrund des Wandels hin zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem für Unternehmen resultieren können. Vonovia hat sich zur Erreichung ihres Klimapfads und den damit verbundenen regulatorischen Anforderungen ein Intensitätsziel von einer Reduktion um rund 35 % der THG-Emissionen bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2021 im deutschen Portfolio gesetzt. An diesem Klimaziel halten wir, trotz eingeschränkter Investitionen in Modernisierung und Neubau im kommenden Jahr, unverändert fest. Daher bewerten wir auch weiterhin das „Risiko einer Nichteinhaltung des Klimapfads“ mit einer geringen (2022: geringen) Schadenshöhe und sehen dies als unwahrscheinlich (2022: unwahrscheinlich) an.
Darüber hinaus können Krisensituationen oder Katastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben, Extremwetterereignisse o. ä. Auswirkungen auf unseren Immobilienbestand haben und ein spezifisches Krisenmanagement erforderlich machen. Solche physischen Klimarisiken haben ihre Ursache in längerfristigen Verschiebungen der allgemeinen klimatischen Bedingungen. Das entsprechende „Risiko der Betriebskontinuität in Katastrophen-/Krisensituationen“ bewerten wir mit einer Schadenshöhe von 5–40 Mio. € (2022: 5–40 Mio. €) und einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 5–39 % (2022: 5–39 %). Zur Analyse und Bewertung möglicher langfristiger (d. h. über den üblichen Betrachtungszeitraum des Risikomanagements von fünf Jahren hinausgehender) Folgewirkungen des Klimawandels haben wir ein Klimarisikotool entwickelt, über das die international anerkannten Klimawandelszenarien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) abgebildet werden.
Die transitorischen und physischen Klimarisiken können sich potenziell negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns auswirken und zu einer erhöhten Schätzungsunsicherheit im Rahmen der Bilanzierung beitragen. Aktuell sehen wir für den vom Risikomanagement betrachteten Zeitraum keine nennenswerten, unmittelbaren (2022: keine nennenswerten, unmittelbaren) Risiken bedingt durch den Klimawandel, wie z. B. durch Extremwetterlagen wie Starkregen mit Überschwemmungspotenzial. Damit verbunden ergeben sich für Vonovia nach aktuellem Kenntnisstand der künftigen Entwicklungen keine bilanziellen Folgen. Dies betrifft u. a. die Zeitwerte der als Finanzinvestition gehaltenen Immobilien, Nutzungsdauern, die Werthaltigkeit von Vermögenswerten und Rückstellungen für Umweltrisiken, für die sich kein wesentlicher Anpassungsbedarf ergibt (siehe Umweltbelange).
Bei der Entwicklung neuer nachhaltiger Geschäftsfelder im Segment Value-add – insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien – können sich Risiken aus der Konzeptionierung und Umsetzung der Geschäftsmodelle ergeben. Ebenso können sich Beschaffungspreise anders entwickeln als erwartet. Aktuell bewerten wir dieses „Beschaffungspreis-Risiko im Bereich unserer Energiedienstleistungen“ mit einer Schadenshöhe von 40–150 Mio. € (2022: 40–150 Mio. €) und einer Eintrittswahrscheinlichkeit von <5 % (2022: <5 %). Mit Bezug auf den geplanten „Ausbau erneuerbarer Energien durch Photovoltaik“ bewerten wir die Risiken hierzu mit einer geringen (2022: geringen) Schadenshöhe und einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 5–39 % (2022: 5–39 %).
Risiken aus dem Bereich Soziales (Social)
Vonovia hat aufgrund ihrer Insourcing-Strategie – insbesondere im brancheninternen Vergleich – einen hohen Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Fehlende Nachbesetzungen könnten zu ausbleibendem Wachstum, Qualitätseinschränkungen und geringerer Kundenzufriedenheit sowie steigenden Kosten durch den Einsatz von Subunternehmern führen. Aufgrund wirksamer Strategien für Recruiting und Retention bewerten wir das Risiko „Fachkräftemangel“ mit einer Schadenshöhe von 5-40 Mio. € (2022: gering) und sehen den Eintritt als unwahrscheinlich (2022: unwahrscheinlich) an.
Durch die „Nichteinhaltung von gesetzlichen Regelungen zum Arbeitsschutz und Arbeitssicherheitsmanagement“ können nachteilige Auswirkungen für Vonovia und ihre Mitarbeiter entstehen. Aktuell bewerten wir diese Risiken mit einer wesentlichen (2022: wesentlichen) Schadenshöhe, sehen diese jedoch als sehr unwahrscheinlich (2022: sehr unwahrscheinlich) an.
Analog dazu bewerten wir auch das Risiko „Gefährliche Materialien“, was insbesondere potenzielle Gesundheitsrisiken für Mieter, Mitarbeiter und Dritte durch die unsachgemäße Verwendung oder Entsorgung von gefährlichen Materialien (z. B. Asbest) umfasst, aufgrund der klar festgelegten Prozesse und Vorgaben mit einer geringen Schadenshöhe (2022: geringe) und sehen diese als unwahrscheinlich (2022: unwahrscheinlich) an.
„Risiken durch Verstöße gegen Bestimmungen von vertraglichen Sonderrechten (Sozialchartas)“, die den Mieterschutz betreffen und damit das Ziel „Wohnen zu fairen Preisen“ beeinträchtigen, bewerten wir mit einer wesentlichen Schadenshöhe von 150–375 Mio. € (2022: 150–375 Mio. €) und sehen diese jedoch als sehr unwahrscheinlich (2022: sehr unwahrscheinlich) an.
Die jährliche finanzielle Belastung (in Form von Nebenkosten) kann für Mieter durch externe Einflüsse wie Preissteigerungen und veränderte Rahmenbedingungen deutlich steigen. Aufgrund der anhaltenden Kriegssituation in der Ukraine sind gesicherte Marktprognosen schwer möglich. Aufgrund bereits greifender Maßnahmen gehen wir für das Risiko „Steigende Energiekosten“ mittlerweile von einer unwahrscheinlichen (2022: sehr wahrscheinlichen) Eintrittswahrscheinlichkeit sowie einer geringen (2022: geringen) Schadenshöhe aus.
Risiken aus dem Bereich Unternehmensführung (Governance)
Am 7. März 2023 haben Ermittlungsbehörden bei Vonovia Unterlagen sichergestellt, da zum Schaden von Vonovia der Verdacht von mutmaßlich problematischen Vorgängen bei der Vergabe von Aufträgen an Nachunternehmen besteht. Auch wenn noch keine finalen Ermittlungsergebnisse vorliegen, geht Vonovia von einem funktionierenden und wirksamen Compliance-Management-System aus. Die Risikobewertung von „Bestechung und Korruption“ hat sich daher gegenüber dem Vorjahr nicht geändert und verbleibt bei einer sehr unwahrscheinlichen Eintrittswahrscheinlichkeit sowie geringen Schadenshöhe.
Für Vonovia besteht das „Risiko des Verlusts der Grundlage nachhaltiger Finanzierungen“. Nachhaltige „grüne“ Finanzierungen gewinnen zunehmend an Relevanz. Sollte Vonovia z. B. Nachhaltigkeitsziele nicht einhalten, könnte die Grundlage für diese Finanzierungen gefährdet sein. Aktuell bewerten wir dieses Risiko mit einer Schadenshöhe von 150-375 Mio. € (2022: 375–750 Mio. €) und einer Eintrittswahrscheinlichkeit <5 % (2022: <5 %).
Darüber hinaus können sich für Vonovia „Risiken aus der Nichterfüllung gesetzlicher Anforderungen und Investoren- oder Analystenerwartungen zur sich weiterentwickelnden Nachhaltigkeitsberichterstattung“ ergeben. Aktuell bewerten wir dieses Risiko mit einer spürbaren (2022: spürbaren) Schadenshöhe, sehen dies jedoch als sehr unwahrscheinlich (2022: sehr unwahrscheinlich) an.