53 Finanzrisikomanagement
Im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit ist Vonovia verschiedenen finanziellen Risiken ausgesetzt. Das konzernübergreifende Finanzrisikomanagement zielt darauf ab, die potenziell negativen Auswirkungen auf die Finanzlage des Konzerns frühzeitig zu identifizieren und mit geeigneten Maßnahmen zu begrenzen. Hinsichtlich Aufbau und Organisation des Finanzrisikomanagements wird auf den Lagebericht (siehe Struktur und Instrumente des Risikomanagements) verwiesen. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen von durch den Vorstand verabschiedeten Konzernrichtlinien, die einer laufenden Überprüfung unterliegen. Im Einzelnen stellen sich die in Verbindung mit Finanzinstrumenten bestehenden Risiken sowie das damit korrespondierende Risikomanagement wie folgt dar:
Marktrisiken
Währungsrisiken
Liquiditätstransfers aus dem deutschen Teilkonzern an schwedische Tochtergesellschaften werden in der Regel durch den Abschluss von Devisentermingeschäften abgesichert. Darüber hinaus sind auch Währungsschwankungen aus Finanzierungsbeziehungen zu erwarten. Aktuell stehen zwei von der Vonovia SE auf schwedische Kronen dotierte Anleihen über jeweils 750,0 Mio. SEK aus. Die Währungsrisiken der im Juni begebenen Anleihe mit Laufzeit bis Juni 2026 wurden teilweise durch einen Fremdwährungsswap mit einem Nominalvolumen von 350,0 Mio. SEK reduziert. Eine weitere Anleihe über 500,0 Mio. SEK wurde im September 2024 begeben. Ausgehend von dem Wechselkurs zum 31. Dezember 2024 ergäbe sich bei einer Veränderung des Fremdwährungsniveaus der schwedischen Krone zum Euro um -5 % ein Währungsgewinn von 7,6 Mio. € respektive bei einer Veränderung von +5 % ein Währungsverlust in Höhe von 6,9 Mio. €. Im Januar 2024 hat die Vonovia SE eine weitere Anleihe über 400,0 Mio. GBP platziert. Weiterhin hat die Vonovia SE im Laufe des Jahres zwei Anleihen begeben, die auf Schweizer Franken dotieren. Die Emission im Februar 2024 belief sich über 150,0 Mio. CHF, im August wurde eine weitere Anleihe mit einem Nominalvolumen von 235,0 Mio. CHF platziert. Die in den drei Fällen entstandenen zahlungswirksamen Währungsrisiken wurden durch den Abschluss von Fremdwährungsswaps (Cross Currency Swaps) ausgeschaltet. Vonovia unterliegt ansonsten im Rahmen ihrer gewöhnlichen Geschäftstätigkeit keinen weiteren wesentlichen Währungsrisiken.
Zinsrisiken
Die zum Fair Value bewerteten Beteiligungen unterliegen insbesondere einem Preisrisiko, welches sich aus der Schwankung von Renditeerwartungen, Marktzinssätzen sowie aus Erwartungen aus der operativen Geschäftsentwicklung der Beteiligungen ergibt. Bei den sonstigen Beteiligungen handelt es sich um langfristige Beteiligungen, die im engen Zusammenhang mit den operativen Geschäftsbereichen von Vonovia stehen. Daher ist von einer kurzfristigen Realisation der Preisschwankungen regelmäßig nicht auszugehen.
Im Rahmen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ist Vonovia zahlungswirksamen Zinsänderungsrisiken durch Verbindlichkeiten mit variabler Verzinsung sowie durch Neu- und Anschlussfinanzierungen ausgesetzt. In diesem Zusammenhang findet eine laufende Beobachtung der Zinsmärkte durch den Geschäftsbereich Finance and Treasury statt. Die Beobachtungen fließen in die Finanzierungsstrategie mit ein.
Im Rahmen der Finanzierungsstrategie werden zur Begrenzung bzw. Steuerung der Zinsrisiken derivative Finanzinstrumente, insbesondere Zinsswaps und -caps, eingesetzt. Nach der von Vonovia verfolgten Strategie ist der Einsatz von Derivaten nur dann erlaubt, wenn ihnen bilanzielle Vermögenswerte oder Verbindlichkeiten, vertragliche Ansprüche oder Verpflichtungen und geplante, hochwahrscheinliche Transaktionen zugrunde liegen.
Eine Sensitivitätsanalyse im Hinblick auf die Cashflow Hedges findet sich im Kapitel [G55] Cashflow Hedges und freistehende Sicherungsinstrumente.
Sonstige Risiken
Vonovia ist über die Vonovia Energie Service GmbH und die Vonovia Energie GmbH auch als Energieversorgungsunternehmen tätig. Die zur Beschaffung und im Rahmen des Absatzes verwendeten Verträge stellen grundsätzlich keine Finanzinstrumente nach IFRS 9 aufgrund der Eigenbedarfsausnahme dar. Da die verwendeten Verträge allerdings vergleichbar bewirtschaftet werden, wird dieser Geschäftsbereich im Folgenden zusätzlich dargestellt. Insbesondere aufgrund der gegenwärtig schwankenden Energiebeschaffungskonditionen ergibt sich das Risiko, dass geplante Energiebeschaffungspreise nicht realisiert werden können, wodurch sich mittelbar das Risiko ergibt, dass das Energieabsatzgeschäft defizitär wird. Vonovia sichert sich gegen diese Risiken mit einem breiten Risikosteuerungsinstrumentarium ab, das neben einer strukturierten mehrjährigen Beschaffungsstrategie und einem systematischen Risikomonitoring insbesondere auch die Option unterjähriger Preisanpassungen bietet. Dadurch konnten die Marktpreisrisiken in der gegenwärtigen dynamischen Lage auf den Energiebeschaffungsmärkten wesentlich reduziert werden.
Für alle wesentlichen Eigenkapitalinstrumente, die FVOCI eingestuft werden, hätte eine Erhöhung (Minderung) des Anteilkurses um 5 % zu einer Erhöhung (Minderung) des Eigenkapitals um 11,8 Mio. € (-11,8 Mio. €) geführt (31. Dezember 2023: 14,1 Mio. € (-14,1 Mio. €)). Hinsichtlich der Auswirkung der Veränderung der EK-Instrumente zum beizulegenden Zeitwert im sonstigen Ergebnis der Berichtsperiode verweisen wir auf die Gesamtergebnisrechnung.
Kreditrisiken
Vonovia ist einem Ausfallrisiko ausgesetzt, das aus einer möglichen Nichterfüllung einer Vertragspartei resultiert. Zur Risikominimierung werden grundsätzlich Finanztransaktionen nur mit Banken und Partnern getätigt, deren Bonität von einer Rating-Agentur mindestens auf dem Niveau von Vonovia eingeschätzt wird. Diesen Kontrahenten werden Volumenlimits zugewiesen, die vom Vorstand beschlossen wurden. Die Steuerung und Überwachung der Kontrahentenrisiken erfolgt zentral durch den Geschäftsbereich Corporate Finance und Treasury.
Liquiditätsrisiken
Die Konzerngesellschaften von Vonovia sind in nennenswertem Umfang durch Fremdkapital finanziert. Die Finanzierungen sind aufgrund ihres hohen Volumens zum Teil einem erheblichen Refinanzierungsrisiko ausgesetzt. Insbesondere im Rahmen der sogenannten Finanzkrise sind die Liquiditätsrisiken aus Finanzierungen mit hohen Volumina (Volumenrisiken) im Finanzierungsbereich deutlich geworden. Zur Begrenzung dieser Risiken ist Vonovia in ständigem Kontakt mit vielen verschiedenen Marktteilnehmern, überwacht kontinuierlich alle zur Verfügung stehenden Finanzierungsoptionen am Kapital- und Bankenmarkt und setzt diese zielgerichtet ein. Zusätzlich werden die bestehenden Finanzierungen einer frühzeitigen Überprüfung vor der jeweiligen Endfälligkeit unterzogen, um eine Refinanzierbarkeit sicherzustellen.
Im Rahmen der ausgegebenen Kapitalmarktprodukte sowie bestehender Kreditverträge ist Vonovia zur Einhaltung bestimmter Finanzkennzahlen (Financial Covenants), wie z. B. Verschuldungsgrad, Schuldendienstdeckungsgrad oder dem Anteil des unbelasteten Vermögens verpflichtet. Sofern im Falle einer Verletzung dieser Finanzkennzahlen sogenannte Heilungsperioden (Cure Periods) nicht eingehalten werden und keine einvernehmliche Lösung mit den Kreditgebern gefunden wird, kann es zu einer Restrukturierung der Finanzierung mit geänderter Kostenstruktur kommen. Sollten alle in der Praxis gängigen Lösungsmöglichkeiten nicht zum Erfolg führen, hätten die Kreditgeber die Möglichkeit, die Finanzierung fällig zu stellen. Die Einhaltung dieser Finanzkennzahlen wird auf Basis aktueller Ist-Zahlen und Planungsrechnungen laufend überprüft.
Vonovia hat zur Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit ein systemgestütztes Cash-Management etabliert. Hiermit werden Zahlungsströme von Vonovia kontinuierlich kontrolliert, optimiert und dem Vorstand regelmäßig über die aktuelle Liquiditätssituation des Konzerns Bericht erstattet. Ergänzt wird das Liquiditätsmanagement durch eine kurzfristige rollierende, monatsgenaue Liquiditätsplanung für das laufende Geschäftsjahr, durch die sich der Vorstand ebenfalls zeitnah unterrichtet. Um Ausfallrisiken zu minimieren, werden hohe Kassenbestände nach Möglichkeit vermieden. Sollten aufgrund bevorstehender Investitionen oder Refinanzierungen kurzzeitig hohe Rücklagen notwendig sein, werden diese auf verschiedene Instrumente und Bankpartner mit guter Bonität verteilt.
Aus der nachfolgenden Tabelle sind die vertraglichen, nicht diskontierten Zahlungsströme der originären finanziellen Verbindlichkeiten sowie der derivativen Finanzinstrumente für das Berichtsjahr 2024 ersichtlich. Die ausgewiesenen Tilgungsleistungen der Folgejahre enthalten dabei ausschließlich die vertraglich festgelegten Mindesttilgungen:
Vertragliche, nicht diskontierte Zahlungsströme der originären finanziellen Verbindlichkeiten sowie der derivativen Finanzinstrumente – Geschäftsjahr
2025 | 2026 | 2027 bis 2031 | ab 2032 | |||||||||||||||
in Mio. € | Buchwert 31.12.2024 | Zins | Tilgung | Zins | Tilgung | Zins | Tilgung | Zins | Tilgung | |||||||||
Originäre finanzielle Verbindlichkeiten | ||||||||||||||||||
gegenüber Kreditinstituten | 14.914,3 | 314,7 | 1.724,5 | 314,3 | 1.486,1 | 943,7 | 8.712,8 | 693,3 | 3.177,4 | |||||||||
gegenüber anderen Kreditgebern | 27.464,6 | 217,6 | 3.206,2 | 418,1 | 2.574,1 | 1.516,6 | 12.593,2 | 1.226,7 | 8.966,0 | |||||||||
Zinsabgrenzungen aus sonstigen originären | 272,1 | 272,1 | – | – | – | – | – | – | – | |||||||||
Verbindlichkeiten aus Leasing | 675,7 | 20,3 | 40,0 | 19,2 | 32,1 | 85,6 | 102,6 | 318,6 | 501,1 | |||||||||
Finanzverbindlichkeiten aus Mieterfinanzierung | 150,6 | – | 110,9 | – | 1,9 | – | 9,5 | – | 28,3 | |||||||||
Derivative finanzielle Vermögenswerte und | ||||||||||||||||||
Kaufpreisverbindlichkeiten aus gewährten | 311,2 | – | – | – | 33,1 | – | 63,2 | – | 214,9 | |||||||||
Freistehende Zinsswaps | -16,6 | 14,5 | 8,6 | 21,4 | 10,4 | |||||||||||||
Cashflow Hedges (Fremdwährungsswaps) | 4,6 | 38,9 | 38,2 | 31,1 | 171,6 | 407,2 | 105,9 | 465,1 | ||||||||||
Cashflow Hedges (Fremdwährungsswaps) € | -36,8 | -36,2 | -30,6 | -169,9 | -410,8 | -132,7 | -481,2 | |||||||||||
Cashflow Hedges (Zinsswaps) | 21,0 | -1,9 | -2,8 | -3,4 | ||||||||||||||
Zinsabgrenzungen Swaps | -5,4 | -5,4 | ||||||||||||||||
Vertragliche, nicht diskontierte Zahlungsströme der originären finanziellen Verbindlichkeiten sowie der derivativen Finanzinstrumente – Vorjahr
2024 | 2025 | 2026 bis 2030 | ab 2031 | |||||||||||||||
in Mio. € | Buchwert 31.12.2023 | Zins | Tilgung | Zins | Tilgung | Zins | Tilgung | Zins | Tilgung | |||||||||
Originäre finanzielle Verbindlichkeiten | ||||||||||||||||||
gegenüber Kreditinstituten | 14.915,6 | 344,5 | 632,7 | 369,9 | 1.628,6 | 1.100,8 | 9.727,9 | 350,9 | 2.950,0 | |||||||||
gegenüber anderen Kreditgebern | 27.751,0 | 212,3 | 2.400,9 | 367,3 | 3.202,1 | 1.353,6 | 12.859,2 | 876,7 | 9.317,7 | |||||||||
Zinsabgrenzungen aus sonstigen originären | 230,5 | 230,5 | – | – | – | – | – | – | – | |||||||||
Verbindlichkeiten aus Leasing | 673,2 | 19,8 | 38,9 | 18,9 | 31,6 | 84,0 | 101,8 | 131,9 | 500,9 | |||||||||
Finanzverbindlichkeiten aus Mieterfinanzierung | 154,1 | – | 114,4 | – | 1,9 | – | 9,5 | – | 28,3 | |||||||||
Derivative finanzielle Vermögenswerte und | ||||||||||||||||||
Kaufpreisverbindlichkeiten aus gewährten | 316,2 | – | – | – | – | – | 95,9 | – | 220,3 | |||||||||
Cashflow Hedges/freistehende Zinsderivate | -53,2 | -42,0 | -30,7 | -66,3 | -14,6 | |||||||||||||
Cashflow Hedges Hedge Accounting | 44,2 | -4,1 | -4,0 | -12,1 | -5,7 | |||||||||||||
Zinsabgrenzungen Swaps | -4,4 | -4,4 | ||||||||||||||||
Kreditrahmen
Seit November 2021 besteht ein Vertrag der Vonovia SE mit einem Bankenkonsortium unter Führung der Commerzbank AG über eine syndizierte Kreditlinie mit einem Volumen von 3.000,0 Mio.nbsp;€. Unter dem Vertrag, der im Jahr 2026 endet, können Ziehungen in Euro oder schwedischer Krone erfolgen, die Verzinsung erfolgt entsprechend auf EURIBOR- bzw. STIBOR-Basis zuzüglich einem Margenaufschlag. Diese Linie war zum 31. Dezember 2024 nicht in Anspruch genommen.
Ebenfalls seit November 2021 besteht ein Commercial- Paper-Rahmenprogramm über ein Gesamtvolumen von 3.000,0 Mio. €, unter dem die Vonovia SE als Emittentin auftritt. Zum 31. Dezember 2024 waren keine Emissionen ausstehend.
Zum 31. Dezember 2024 betrug das zur Verfügung stehende Gesamtvolumen aus Aval-Kreditverträgen im Gesamtkonzern 305,0 Mio. € (31. Dezember 2023: 245,0 Mio. €). Zum Stichtag wurden hiervon insgesamt 226,3 Mio. € (31. Dezember 2023: 117,2 Mio. €) in Anspruch genommen.
Aval-Kreditverträge
Avalkreditgeber | Volumen Rahmen- vertrag | Inanspruchnahme 2024 | Anmerkung | |||
Commerzbank AG | 60,0 Mio. € | 31,5 Mio. € | ||||
Atradius Kreditversicherung | 95,0 Mio. € | 63,7 Mio. € | ||||
Swiss Re International SE | 85,0 Mio. € | 84,7 Mio. € | ||||
Berliner Volksbank eG | kein Rahmen | 0,1 Mio. € | projektspezifische Development- finanzierung | |||
Frankfurter Sparkasse | kein Rahmen | 0,1 Mio. € | Einzelbürgschaften | |||
Kreissparkasse Gelnhausen | kein Rahmen | 0,2 Mio. € | Einzelbürgschaften | |||
Hypo Vereinsbank | kein Rahmen | 0,2 Mio. € | Einzelbürgschaften | |||
VHV Allgemeine Versicherung AG | kein Rahmen | 0,2 Mio. € | Rahmenvertrag gekündigt | |||
Euler Hermes | 50,0 Mio. € | 37,0 Mio. € | ||||
UniCredit Bank Austria AG | 10,0 Mio. € | 8,6 Mio. € | ||||
Raiffeisen Bank International AG | 5,0 Mio. € | – | ||||
Insgesamt verfügt Vonovia zum Stichtag über Kassenbestände und Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von 1.756,5 Mio. € (31. Dezember 2023: 1.374,4 Mio. €). Die Kreditmittelrahmenverträge bzw. das Commercial-Paper-Programm sichern gemeinsam mit dem verfügbaren Kassenbestand die jederzeitige Zahlungsfähigkeit von Vonovia.
Wir verweisen auf die Ausführungen zum Finanzrisikomanagement im Lagebericht.